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Zur Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde

Die evangelische Kirchengemeinde Ober-Eschbach hat eine lange Vorgeschichte: Das heutige „Alte Rathaus“ im Ortskern ist eine alte Petruskirche, deren Vorgängerbauten bis ins 11. Jahrhundert nachzuweisen sind. Nach der Reformation wurde diese Kirche evangelisch-lutherischen und 1596 reformierten Bekenntnisses. Erst im 17. Jahrhundert kamen aus den Nachbarorten wieder zunehmend Menschen mit evangelisch-lutherischem Bekenntnis nach Ober-Eschbach. 1730 wurde die evangelisch-lutherische Kirche gebaut, so dass es zwei evangelische Kirchen, zwei Pfarrer, zwei Schulen, zwei Lehrer, zwei Friedhöfe gab. Es war die Rede von den „starken“ und den „schwachen“ Familien, womit die Unterscheidung zwischen den Lutherischen (Bauern) und den Reformierten (Arbeiter) gemeint war.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden nach preußischem Vorbild diese Gemeinden zusammengelegt. Die Kirchengemeinde beschloss daraufhin, der Ortsgemeinde das „Alte Rathaus“, die ehemalige Petruskirche, mit der Auflage den Turm zu erhalten, zu überlassen. Als gemeinsames Gotteshaus diente fortan die bis heute genutzte ehemals lutherische Kirche „Zur Himmelspforte“ in der Ober-Eschbacher-Straße. Gleich nach der Union wurde die Kirche innen renoviert und wenig später mit einer Abendmahldarstellung versehen. Das, was theologisch die Gemeinden zuvor getrennt hatte, war nun als wesentliches Merkmal der Einheit im Bild der Kirche festgehalten.

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb Ober-Eschbach im Wesentlichen ein evangelischer Ort. Mit dem Zusammenbruch 1945 kamen viele Flüchtlinge ins Dorf, unter ihnen viele Katholiken. Hiermit setzte ein Umbruch ein, an vielen Stellen des ehemals kleinen Dörfchens wurde kräftig gebaut; zunächst in der Lindenstraße und der Forsthausstraße. 1969 entstand das Baugebiet Brühlwiesen, 1970 das Steingritzgebiet, 1984 das Leimenkautgebiet, 1990 das Atzelnest und seit 1995 das Wohngebiet um den Römischen Hof. Den Wachstumsphasen der Gemeinde entsprechend baute auch die Kirchengemeinde: den alten Gemeindesaal in den 60er Jahren, der 2004 durch einen Neubau ersetzt wurde, und in den 80er Jahren das Gemeindehaus „Leimenkaut“ in direkter Nachbarschaft zur katholischen St. Elisabeth-Kirche.

Das Dorf Ober-Erlenbach war gleich nach der Reformation für einige Jahre protestantisch, wurde aber durch die Rekatholisierung bald wieder katholisch. Nach einigen Jahren siedelten sich wenige Evangelische in der Gemarkung an, die man mal den Nieder-Eschbachern, mal der Rodheimer Kirchengemeinde zugeteilt hat. Im katholischen Ober-Erlenbach lebten um 1930 gerade 130 evangelische Seelen, dazu noch 80 Mädchen aus dem Zwangserziehungsheim auf der Steinmühle.

Schließlich fand am 1. Pfingsttag 1927 die Vereinigungsfeier mit der evangelischen Kirchengemeinde Ober-Eschbach statt, womit wir auf gut 80 Jahre gemeinsame Gemeinde zurückblicken können.

1972 wurde das evangelische Gemeindezentrum Ober-Erlenbach, in dem bis heute alle Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen dieses Gemeindeteils stattfinden, fertiggestellt. Im Jahr 1996 kam endlich der Glockenturm dazu. Auch Ober-Erlenbach ist in verschiedenen Phasen gewachsen: Nach 1945 bauten Flüchtlinge in der Spessartstraße, in den 60ern wurde „Schachtelhausen“ gebaut, Anfang der 70er Jahre wurde der Hang „Am Wingert“ bebaut und in den letzten Jahren neue Wohngebiete in Richtung Nieder-Eschbach und Petterweil.